Grafik mit einer gezeichneten Glühbirne und dem Text: #EngagiertGeforscht better place lab: Die engagierte Zivilgesellschaft. Studienbericht

Schlagworte

#Resilienz #Organisationsentwicklung #Sektorstärkung

Personen/Beteiligte Organisationen:

betterplace lab,
Stephan Peters, Dr. Josefa Kny, Barbara Djassi

Projektlaufzeit:

Januar 2023 – August 2024

Was haben Sie konkret untersucht?

In unserer ersten Studie “Nicht kleinzukrisen!” haben wir untersucht, was zivilgesellschaftliche Organisationen resilient macht. Was sind ihre Stärken, in welchen Bereichen und wie können sie sich verbessern?

In der zweiten Studie „die metakrise.” gingen wir einen Schritt weiter und betrachteten, welche Rolle die Zivilgesellschaft für die (gesamt-)gesellschaftliche Resilienz spielt: Welche tieferen Muster unterliegen der gegenwärtigen Krisendynamik? Welchen Beitrag können zivilgesellschaftliche Organisationen leisten, um diesen zu begegnen?

Was sind die spannendsten Ergebnisse?

  • Fünf Ressourcen-Cluster stärken die Resilienz: „Sinn & Werte“, „Soziale Bindung“, „Führung & Struktur“, „Antizipation & Lernkultur“ sowie „Materielle Ressourcen“.
  • Ein ausgeprägtes Sinn- und Werteverständnis sowie belastbare soziale Beziehungen zählen zu den Stärken; Lernkultur, verteilte Führung und Antizipation eher zu den Schwachstellen der befragten Organisationen.
  • Kleinere Organisationen sind im Durchschnitt resilienter als große, ehrenamtlich geführte können mit hauptamtlich geführten mithalten.
  • Zivilgesellschaftliche Organisationen sind vor allem gut darin, auf akute Krisen zu reagieren, jedoch weniger gut darin, sich auf zukünftige Krisen vorzubereiten. Oft fehlen ihnen die nötigen finanziellen und personellen Ressourcen, um sich ausreichend mit möglichen Zukunftsentwicklungen auseinanderzusetzen. 
  • Gesellschaftliche Resilienz braucht eine Zivilgesellschaft, die in der Lage ist, akute Krisen zu durchblicken. Dazu gehört eine bewusste Auseinandersetzung mit bisherigen Mustern im Umgang mit Krisen und Offenheit gegenüber neuen Denk- und Handlungsansätzen. Nur so kommt man aus dem “Dauerkrisenmodus” heraus

Welche Zahl ist brisant?

Die Resilienz der zivilgesellschaftlichen Organisationen erhält im Durchschnitt die Schulnote 3+.

Was war Ihr “Aha-Moment”?

„Resilienz lässt sich ganz bewusst in Organisationen stärken. Das ist schwierig, wenn die Mittel fehlen, aber nicht ausschließlich von der Finanzierung abhängig. Generell birgt die Zivilgesellschaft ein großes Potenzial, zur Überwindung der Metakrise beizutragen und, so abstrakt es klingt, viele Menschen für eine grundsätzliche Erneuerung unserer Beziehung zur Welt zu mobilisieren. Das gilt es zu nutzen und zu fördern.”  Stephan Peters (Projektleitung)

Was …

 … kann die Politik aus den Erkenntnissen lernen?

Der Wert der Zivilgesellschaft für den Umgang mit gesellschaftlichen Krisen ist enorm! Nur resiliente zivilgesellschaftliche Organisationen sind langfristig wirksam und können Krisen

  1.  erfolgreich bewältigen und
  2.  lernen, wie die fortwährende Krisendynamik gebremst wird. 

Voraussetzung dafür ist eine politischen Debatte zu einem Resilienzverständnis, das vorausschauend und veränderungsoffen ist. Die Stärkung der Resilienzressourcen von zivilgesellschaftlichen Organisationen benötigt Unterstützungsstrukturen und Finanzierungsmöglichkeiten.

… können Engagement-fördernde Organisationen lernen?
Die Stärkung von Resilienz braucht Ressourcen. Am besten ist zivilgesellschaftlichen Organisationen geholfen, indem sie einerseits die finanziellen Freiräume erhalten, um sich im Rahmen ihrer Kerntätigkeit mit dem Thema Resilienz und der Stärkung ihrer organisationalen Ressourcen zu befassen und andererseits innerhalb von Förderprogrammen Angebote zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu schaffen.

Zum anderen ist die Bereitschaft bei engagementfördernden Organisationen wesentlich, die eigene Rolle mit Blick auf die Metakrise zu reflektieren. Sie sollten sich fragen, ob ihrer Förderpraxis eine ganzheitliche Betrachtungsweise aktueller Krisendynamiken zugrunde liegt und ob geförderte Organisationen entsprechend Raum und Vertrauen erhalten, um ergebnisoffen und innovativ auf diese zu reagieren.

… kann die Wissenschaft lernen?
In welchem genauen Verhältnis stehen zivilgesellschaftliche Organisationen und Krisen zueinander? Wie kann eine Resilienzstärkung theoretisch und praktisch auf der Ebene einzelner Organisationen und Organisationsnetzwerken unterstützt werden?Wie kann eine Engagementpraxis und -politik aussehen, die bisherige Paradigmen und Dominanzstrukturen reflektiert und aufbricht? Mit welchen Methoden können zivilgesellschaftliche Organisationen selbst ihre Aktivitäten hinterfragen und im Kontext der Metakrise strukturell verändern, um mehr Verbundenheit und Vertrauen zu schaffen? Das sind weiterführende Fragen, mit denen sich Wissenschaft befassen sollte.

Wie geht es weiter?

Nachdem wir die Resilienz zivilgesellschaftlicher Organisationen beforscht haben, steht im zweiten Teil unseres Forschungsprojekts die Zivilgesellschaft als Sektor im Fokus. Wir werden untersuchen, welche Rolle die Zivilgesellschaft im Umgang mit Krisen spielen kann und bereits spielt – mit (Rück-)Blick auf die Corona-, Ukraine- und Klimakrise.