Zwischen Gründungsboom und Nachwuchssorgen: Perspektiven und Potentiale einer gelingenden Kooperation zwischen Migrant:innenselbstorganisationen und migrantischen Jugendinitiativen

# Migrantinnenjugendselbstorganisationen #KooperationUndKonflikt #QualitativeForschung

Iranische Gemeinde in Deutschland e. V. (IGD)
Anne-Marie Brack, Vecihe Baris Uyar
Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)
djo – Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e. V.

Projektlaufzeit:
April 2022 – Mai 2023

Was wurde konkret gemacht?

Das Forschungsprojekt „Zwischen Gründungsboom und Nachwuchssorgen“ hat ein Jahr lang vier bundesweit aktive Jugendorganisationen begleitet und die Hindernisse und Potentiale der Kooperation zwischen migrantischen Jugend- und Erwachsenenverbänden analysiert.

Was sind die drei spannendsten Ergebnisse?

  1. Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen jungen und älteren Engagierten basieren vielfach auf einem Wissens-, Erfahrungs- oder Ressourcendefizit.
  2. Ein erfolgreiches generationsübergreifendes Engagement kann gelingen und wird wertgeschätzt. Dafür braucht es aber gute Kommunikationsstrukturen, eine feste Einbindung von Jugendinitiativen in den Migrant:innenselbstorganisationen und selbstbestimmte Strukturen in Jugendinitiativen.
  3. Junges (post-)migrantisches Engagement hat einen besonderen Wert für unsere Gesellschaft, da sie meistens Vertreterinnen und Vertreter der Nachfolgegeneration die einzigen sind, die das Erbe und die Organisationen selbst am Leben halten können.

Was kann die Politik aus den Erkenntnissen lernen?

Langfristig sollten unabhängige Beratungsstellen geschaffen werden, die Vereine beim Aufbauprozess, beim Neuanfang sowie junges Engagement in ihrer Entwicklung unterstützen. Ebenfalls werden mehr Projekte benötigt, die aktiv (post-)migrantisches Engagement unterstützen und die Zugänge zur Jugendarbeit schaffen.

Was können engagementfördernde Organisationen lernen?

(Post-)Migrantisches junges Engagement findet in einem sehr spezifischen Kontext statt und ist in vielen Bereichen oft unterrepräsentiert und unsichtbar. Für eine diversitätssensible und diskriminierungskritische Engagementlandschaft bedarf es der Partizipation von etablierten Verbänden und Organisationen, die (post-)migrantisches Engagement explizit ansprechen und mitnehmen.

Was kann die Wissenschaft lernen?

Das Aktionsfeld von Migrant*innenselbstorganisationen und die Intersektion zwischen Migrationsbezug und Jugend ist in der Forschung weiterhin nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei ist das Feld rund um junges (post-)migrantisches und die intergenerationale Perspektive im Engagement sehr dynamisch und ebenso komplex. Ein besonderer Blick und mehr Forschungsvorhaben in diesem Bereich würden die Perspektiven für postmigrantische Gesellschaften schärfen und auch die Praxis könnte von diesen Ergebnissen profitieren.

O-Ton der Studienleitung: Was war ein wichtiger „Aha-Moment“?

„Wenn wir von Unterschieden im intergenerationalen Engagement reden, dürfen wir
nicht nur auf das Alter achten, sondern müssen auch Dimensionen berücksichtigen, wie die Migrationsgeschichte, den gesellschaftspolitischen Zeitgeist, religiöse Aspekte, den Bildungsstand etc. Das macht das Forschungsfeld sehr komplex, aber auch sehr spannend.“ (Vecihe Baris Uyar)

Wie geht es weiter?

Das Projekt „Gestärkt engagiert! – Ein Pilotprojekt für (post-)migrantische Jugendinitiativen und ihre Erwachsenenverbände“ baut auf den Ergebnissen dieses Forschungsprojektes auf, wird von der DSEE gefördert und von der Iranischen Gemeinde in Deutschland e. V. durchgeführt. Das Pilotprojekt möchte die
Handlungsempfehlungen, die im Forschungsprojekt „Zwischen Gründungsboom und Nachwuchssorgen“ erarbeitet wurden, in der Praxis testen und am Ende eine Toolbox für die Praxis erstellen, auf die Vereine und Engagierte in ihrem Engagementalltag zurückgreifen können. Diese Toolbox wird in Form eines (digitalen) Arbeitsbuches
entwickelt. Dieses Arbeitsbuch enthält praxisnahe und leicht anzuwendende Übungen und Anregungen, die ohne finanzielle oder personelle Ressourcen jederzeit angewandt werden können und Hilfestellung in den ausgewählten Handlungsfeldern bieten, die sich als zentrale Bedarfe in den Forschungsergebnissen herausgestellt haben.

Wo gibt es weitere Informationen?

Zum Online-Seminar #EngagiertGeforscht geht es hier. 

  • Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze), Prof. Dr. Thomas Klie,
    in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach

  • Juli 2021 – Dezember 2021 (Vorstudie), Oktober 2022 – November 2023 (Hauptstudie)

  • Aktuelles

    Am 31.05.2023 um 11 Uhr werden die Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsbefragung zur Demokratischen Integration in Deutschland vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, wie zufrieden die Bevölkerung mit der Demokratie ist, inwiefern sie den demokratischen Institutionen vertrauen und welchen Einfluss freiwilliges Engagement darauf hat.

    Zur Anmeldung geht’s hier entlang.

  • Mit dem Monitoring Demokratische Integration werden die Einstellungen zur Demokratie und Verhaltensweisen der Bevölkerung längerfristig beobachtet, um frühzeitig strukturpolitische Maßnahmen zur Förderung von Engagement und demokratischem Verhalten entwickeln zu können. Dabei wird herausgestellt, welche Bedeutung Strukturmerkmale von Regionen für das Engagementniveau der Bürgerinnen und Bürger sowie für die Wahlbeteiligung haben.

    Die Demokratische Integration beschreibt ein Bündel zusammenhängender Haltungen, wie grundsätzliche Einstellungen zur Demokratie, zum politischen System in Deutschland oder zu Amtsträgerinnen bzw. Amtsträgern sowie Verhaltensweisen, wie insbesondere die demokratische Partizipation durch freiwilliges Engagement und die Wahlbeteiligung. Das Konzept der Demokratischen Integration wurde von Prof. Dr. Thomas Klie und Prof. Dr. Baldo Blinkert (†) entwickelt.

    Im Jahr 2021 wurde eine Vorstudie zum Monitoring 2.0. durchgeführt, um das Konzept “Demokratische Integration” weiterzuentwickeln. Konkret wurde der Zusammenhang von Einstellungen der Bevölkerung zur Demokratie und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt mit über Sekundärdaten vorliegenden Informationen zum Verhalten der Bevölkerung in Regionen untersucht. Weiterhin wurde die Datengrundlage für die Strukturbedingungen von Regionen erweitert und aktualisiert.
    Hier geht’s zum Bericht zur Vorstudie.

    Die Hauptstudie liefert nun aktuelle Ergebnisse zu Indikatoren der demokratischen Integration in Bezug zu regionalen Strukturmerkmalen. Hierbei werden die vergangenen und aktuellen Krisenerfahrungen der Bevölkerung berücksichtigt. Um die positiven Zusammenhänge zwischen Demokratievertrauen und Partizipation (Engagement, Wahlverhalten) zu prüfen, wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Die Untersuchung thematisiert u. a. die aktuellen Sorgen der Menschen, die Zufriedenheit mit der Demokratie, das Vertrauen in diese und die demokratische Partizipation (freiwilliges Engagement und Ehrenamt, Wahlverhalten). Ebenfalls werden Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland herausgestellt.
    Im nächsten Schritt werden nun die für das Monitoring wichtigen Zusammenhänge zu den Strukturmerkmalen von Regionen berechnet. Eine Ergebnisvorstellung sowie die Veröffentlichung des abschließenden Berichts sind für den Herbst 2023 geplant.

  • Hier ist der Bericht zur Vorstudie.

    Hier findet Ihr das Online-Seminar #EngagiertGeforscht und die Präsentation.

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  • Personen/Beteiligte Organisationen:

    Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze)

    Prof. Dr. Thomas Klie

    in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach

  • Projektlaufzeit:

    Juli 2021 – Dezember 2021 (Vorstudie), Oktober 2022 – November 2023 (Hauptstudie)

  • Was haben Sie konkret untersucht?

    Wir haben gefragt, wie die Kommunen in Brandenburg Engagement unterstützen. Die Ergebnisse haben wir mit dem tatsächlichen Bedarf der Engagierten verglichen. Und wir haben untersucht, ob die Angebote damit zusammenhängen, wie sich das Engagement (aus Sicht der Engagierten) vor Ort entwickelt hat.

  • Was sind die drei spannendsten Ergebnisse?

    • Wenn eine Kommune viel fürs Ehrenamt tut, entwickelt sich das Engagement deutlich besser. Kommunalpolitik kann also viel bewirken.
    • Was die Engagierten an Unterstützung brauchen, passt noch nicht optimal zu dem, was die Kommunen anbieten, z.B. wird Kinderbetreuung im Engagement zehnmal häufiger nachgefragt als angeboten.
    • Die Befragten aus den Vereinen und Initiativen schätzen den Status Quo der Unterstützung deutlich anders ein als die kommunalen Befragten. Es gibt ein Kommunikationsproblem.
  • Welche Zahl ist brisant?

    Welche Zahl ist brisant?
    Nur 27 % der Engagierten vertrauen der Kommunalpolitik – da gibt es noch viel zu tun!

  • Was …

    •  … kann die Politik aus den Erkenntnissen lernen?
      Gerade in Brandenburg hinken wir beim Engagement hinter anderen Bundesländern hinterher. Die Studie zeigt: Engagement lässt sich wirkungsvoll beeinflussen, wenn es Unterstützung gibt. Deshalb sollte die Landespolitik baldmöglichst einen Masterplan zur Engagementförderung auf den Weg bringen. Sie sollte die Qualifizierung der Engagierten mehr unterstützen, etwa mit einer Engagement-Akademie. Sie kann auch den Kommunen helfen, eigene lokale Strategien zu entwickeln – z.B. durch mehr Beratung.
    • … können Engagementfördernde Organisationen lernen?
      Das Angebot der Engagementfördernden Organisationen kommt im Flächenland Brandenburg bislang noch nicht ausreichend in den kleinen Gemeinden an. Es ist sehr zersplittert. Die Mitarbeitenden geben ihr Bestes! Gut wäre es, wenn sie die Interessen der Engagierten gegenüber der lokalen Politik und Verwaltung noch vehementer zur Geltung bringen würden. Und sie sollten die junge Generation stärker ansprechen und zur Mitwirkung und Mitentscheidung einladen.
    • … kann die Wissenschaft lernen?
      Die Studie hat u.a. weiteren Forschungsbedarf zur Infrastruktur des Ehrenamts offengelegt. So ist wenig dazu bekannt, was die Mitarbeitenden in der Engagementunterstützung von Kommunen oder Engagementfördernden Einrichtungen konkret tun. Genauere Erkenntnisse über die Gelingensbedingungen von Engagementförderung könnten auch Good Practice Studien bringen.
  • Ein “Aha-Moment”

    „Viele Engagierte arbeiten am Limit ihrer Kräfte. Es ist beeindruckend, dass die meisten trotz widriger Bedingungen weitermachen wollen.“
    (XX, Studienleitung

  • Wie geht es weiter?

    Das Medienecho auf die Studienvorstellung war sehr breit und ausführlich. Vielleicht fühlen sich einige Verantwortliche in Landes- und Kommunalpolitik angeregt, mehr Aufmerksamkeit auf die strategische Planung von Engagementförderung zu richten. Die Studie liefert ja konkrete Hinweise, welche Maßnahmen von den Engagierten mehr und welche weniger nachgefragt werden. Besonders ermutigend ist es, dass der Studienbericht in den ersten vier Wochen schon über 700-mal downgeloaded wurde – das Interesse an unserem Thema scheint also groß zu sein. Deshalb haben wir angeboten, die Methodik und Ergebnisse der Studie auch den anderen Bundesländern vorzustellen.

Grafik mit dem Text: #DSEE mit Iranische Gemeinde in Deutschland e. V. (IGD), Deutsches Zentrum für Intergrations- undMitrationsforschung (DeZIM); djo – Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e. V. Zwischen Gründungsboom und Nachwuchssorgen – Migrant:innenselbstorganisationen. -> Hier geht eszum Inhalt. d-s-e-e.de

ANSPRECHPARTNERIN

Dr. Vivian Schachler
Forschung und Wissenstransfer

Anfragen bitte möglichst per E-Mail,
telefonisch erreichbar Mo – Do.

03981-4569-666

vivian.schachler@d-s-e-e.de