Der Schulexpress von Brokstedt

Wie können Kinder sicher zur Schule kommen und dabei frische Luft und Selbstbewusstsein tanken? Die Grundschule in Brokstedt geht mit ihren Schülerinnen und Schülern einen besonderen Weg.

Viele kennen das Bild: Kurz vor Beginn der ersten Stunde ist die Schulstraße mit den “Elterntaxis” zugestellt – nichts geht mehr, Kinder wuseln zwischen den Autos durch, sobald die Kinder abgesetzt sind, wird das Tempolimit gern ignoriert.

Nicht anders sah es bis vor Kurzem in Brokstedt, einem kleinen Ort im Hamburger Umland, aus. Jessica Neue ist Grundschulleiterin und für die rund 150 Schülerinnen und Schüler verantwortlich: “Wir überlegten, wie wir den Verkehr aus der Schulstraße heraushalten können. Dabei ging es nicht nur um Verkehrssicherheit. Wir wollten, dass die Eltern ihren Kindern zutrauen, den Schulweg selbstständig zu meistern – und dass sie selbstbewusster werden!”

Modell Schulexpress

Eher zufällig erfuhr die Schulleitung von einem Modell, das die Bremerin Verena Nölle entwickelt hat: Im Einzugsgebiet der Schule werden “Haltestelle” eingerichtet, an denen sich die Kinder morgens treffen, um dann gemeinsam zur Schule zu laufen oder mit Rad und Roller zu fahren. Jessica Neue: “Wir haben uns von Frau Nölle beraten lassen, wie genau das Prinzip funktioniert, wie die Haltestellenschilder aussehen können und vor allem, wie wir die Kinder mit dem Angebot vertraut machen können.” Ein Projektteam aus Mitgliedern des Schulfördervereins, Schulleitung, Elternvertretung, Lehrkräften packte mit an.

Zwei Projekttage nach den Osterferien rund um das Thema Verkehrssicherheit bildeten den Startschuss. Die Schülerinnen und Schüler trainierten in einem Roller- und Fahrradparcours, lernten in einer Fahrradwerkstatt, wie man Schläuche flickt und erfuhren, was der Tote Winkel eines Lkws bedeutet – dazu stellte ein Unternehmen einen 40-Tonner zur Verfügung, der auf dem Schulhof parkte. Auf einer Rallye durch den Ort lernten die Kinder dann zusammen mit den Lehrkräften und Bufdis die Haltestellen kennen, lösten Aufgaben und erfuhren jede Menge darüber, wie man sich sicher im Verkehr bewegt. Es waren zwei prall gefüllte Tage, die durch viel ehrenamtliches Engagement erst ermöglicht wurden.

Erste Bilanz

Nach vier Wochen ist die Schulstraße nicht mehr wiederzuerkennen. Man sieht kaum noch Autos, dafür Kinder, die zu Fuß, per Rad oder Rolle in die Schule kommen. Schülerinnen und Schüler, die vorher nicht viel miteinander zu tun hatten, lernen sich kennen und gehen gemeinsam den Weg zur Schule. Jessica Neue ist sich sicher: “Die Kinder sind fitter, wenn sie schon Sauerstoff getankt haben und viel aufmerksamer. Wir sind ganz selig, dass wir dieses Projekt an den Start bringen konnten.”

Die Förderung durch die DSEE beantragte die Vorsitzende des Schulfördervereins innerhalb von zwei Tagen. Die Mittel ermöglichten die Anschaffung der Haltestellenschilder und Leuchtwesten für die Kinder. Alle neu Eingeschulten bekommen nun am ersten Tag eine Weste und starten mit dem Bewusstsein ins Schulleben, dass die eigenen Füße, Rad oder Roller der beste Weg sind, zur Schule zu kommen.

Infos zum Modell Schulexpress: http://schulexpress.de