Arbeitsprogramm 2021

Im Corona-Jahr 2020 wurde die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) gegründet. Mit der Umsetzung des ersten Förderprogramms „Gemeinsam wirken in Zeiten von Corona“ hat die Stiftung nach zwei Monaten ein erstes Zeichen als zentrale, bundesweite Anlaufstelle für Engagement und Ehrenamt gesetzt und konnte viele gemeinnützige Organisationen sowie juristische Personen des Öffentlichen Rechts bei der Abmilderung der Corona-Pandemie-Folgen unterstützen. Digitalisierung, Nachwuchsgewinnung und die Struktur- und Innovationsstärkung, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Räumen, bildeten die Schwerpunkte des Arbeits- und Förderprogramms im Gründungsjahr.

Als Fortführung der in 2020 begonnenen Maßnahmen für eine starke und resiliente Zivilgesellschaft in einer Zeit, die geprägt ist von schnellen Veränderungen und Unsicherheiten, gilt es, eine Stiftung aufzubauen und zu strukturieren, die schnell auf neue Ereignisse und gesellschaftliche Herausforderungen reagieren kann. Die DSEE muss dementsprechend so aufgestellt werden, dass sie mit ständig neuen Einflüssen und wechselnden Anforderungen wirkungsorientiert im Sinne ihres Stiftungszwecks umgehen kann. Digitalisierung oder die Auswirkungen der aktuellen globalen Pandemie sind nur zwei Beispiele dafür. Daher legt die DSEE für das Jahr 2021 das folgende Arbeitsprogramm auf, welches Grundlage für die Verwendung der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel sein soll.

Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, eine effiziente, agile und moderne Organisation mit kreativen und kompetenten Beschäftigten zu werden. Hierfür wird sie ein Kompetenzzentrum, ein Servicezentrum und eine Einheit zur Strukturstärkung, insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Räumen, aufbauen. Sie wird Personal in allen Arbeitsfeldern der Stiftung gewinnen, die begonnene Vernetzung mit den bestehenden Akteuren der Zivilgesellschaft vertiefen und Schritt für Schritt weitere Angebote in den Themenfeldern Digitalisierung, Nachwuchsgewinnung und der Struktur- und Innovationsstärkung schaffen.

Im Sinne des kooperativen Ansatzes der Stiftung sollen diese Angebote im engen Austausch mit den Zielgruppen entwickelt werden, um möglichst bedarfsgerecht zu unterstützen. So beabsichtigt die DSEE in ihrem Service- und Kompetenzzentrum gemeinnützige Organisationen (i.S.d. §§ 51 ff. AO), aber auch andere Initiativen der Zivilgesellschaft nachhaltig in den oben genannten Themenfeldern mit Vernetzungs-, Qualifizierungs-, Beratungs- und Informationsangeboten zu fördern. Dies wird sie in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit bestehenden Bundes- und Landesprogrammen, Strukturen und Akteuren der Zivilgesellschaft tun – so werden Doppelstrukturen vermieden sowie Teilhabe gelebt und Partizipation praktiziert. Strukturstärkung wird die Stiftung in strukturschwachen und ländlichen Räumen betreiben und dies insbesondere anhand noch zu gewinnender Erkenntnisse vornehmen.

Ziel

Entwicklung und Etablierung der Stiftung als zentrale Anlaufstelle für Engagement und Ehrenamt in Deutschland. Sie soll Fragen der Menschen an der Basis beantworten können, Hinweise geben, Begleitung ermöglichen und den Zugang zu den Kompetenzen der Stiftung über geeignete Formate und Kommunikationskanäle schaffen.

Schwerpunkt: Wissenstransfer durch Information, Kommunikation und Begleitung

Der weitere Auf- und Ausbau digitaler Informations- und Kommunikationskanäle werden neben praxisnahen Beratungs-, Qualifizierungs- und Fortbildungsangeboten die Kernaktivitäten des Servicezentrums bilden. Hierzu soll eine professionelle Stiftungswebsite aufgebaut werden, die Zugang zu allgemeinen und spezifischen Informationen rund um Ehrenamt und Engagement, z.B. zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit, Haftung, Fördermittelakquise, Vereinsrecht bietet.

In analogen, digitalen und hybriden Formaten werden Engagierte und Ehrenamtliche zu übergeordneten Themen (z. B. Methoden, Strategien, Führungskompetenzen, Instrumenten) und spezifischen Fachthemen (z. B. Nachwuchsgewinnung, Rechtsfragen, Fördermittelakquise) qualifiziert, beraten, begleitet und gestärkt. Hierzu wird die DSEE auch ein Netzwerk an geeigneten Trainerinnen und Trainern aufbauen, die über die Stiftung zum Einsatz kommen, aber auch über Dritte nutzbar sind. Ein weiterer Schwerpunkt wird darauf liegen, gemeinnützige Organisationen individuell dabei zu begleiten, Digitalisierung für ihre Zwecke zielgerichtet einzusetzen.

Alle Angebote sollen zur Erhöhung der eigenen Handlungssicherheit von Engagierten und Ehrenamtlichen führen und als Instrument der Anerkennung und Nachwuchsgewinnung dienen.

Schwerpunkt: Gute Beispiele und Orientierung

Die DSEE wird eine Plattform für gute Beispiele aus der Praxis des Engagements und des Ehrenamts aufbauen und will so zur Nachahmung anregen. So können Engagierte aus der Praxis lernen, sich inspirieren lassen und Fehler vermeiden. Zum anderen wird die Stiftung Formate entwickeln, um Orientierung beispielsweise im Förderdschungel zu geben.

Maßnahmen

Zur Umsetzung dieser Ziele werden wir im Jahr 2021 insbesondere:

  • das Servicezentrum aufbauen, kompetente Mitarbeitende mit Fachwissen gewinnen und die Infrastruktur schaffen, die hierfür benötigt wird;
  • die Webseite der Stiftung zu einer Anlaufstelle für Ehrenamtliche, Engagierte und ihre Organisationen weiterentwickeln;
  • eine Redaktion für Informationsangebote der Stiftung aufbauen;
  • bereits bestehende Service- und Qualifizierungsangebote identifizieren;
  • ein Qualifizierungsprogramm auflegen, das gemeinsam und in Kooperation mit der Zivilgesellschaft entwickelt wird;
  • mittels Förderung einen Beitrag zur Stärkung der Weiterbildungslandschaft im Engagementsektor leisten;
  • eine Hotline und Öffnung weiterer Kommunikationskanäle konzipieren und aufbauen, um Hilfe im konkreten Fall zur Verfügung zu stellen;
  • Mithilfe einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit die Reichweite der Angebote der Stiftung weiter erhöhen.

Ziel

Die Stiftung wird als Kompetenzzentrum zu Fragen von Engagement und Ehrenamt wirken. Dieses soll im engen Austausch mit der Zivilgesellschaft, Förderstrukturen und Wissenschaft unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen sowie Wissen zusammenführen. Die Ergebnisse fließen in die Arbeit des Servicezentrums ein und dienen der Strukturstärkungssäule als Orientierungshilfe. Zudem werden im Kompetenzzentrum gezielt Innovationen identifiziert, entwickelt und verbreitet; unter besonderer Berücksichtigung der Herausforderungen des digitalen Wandels.

Die unmittelbare Bundeseinrichtung DSEE versteht sich als Bindeglied zwischen der Zivilgesellschaft und anderen staatlichen Einrichtungen auf Ebene von Bund, Ländern und Kommunen im Hinblick auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen und Strukturen für bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt in Deutschland. Die DSEE wird daher ihre Expertise auch dem Deutschen Bundestag, der Bundesregierung sowie Institutionen auf Landes- und kommunaler Ebene zur Weiterentwicklung der Engagementpolitik auf geeignete Weise zur Verfügung stellen.

Schwerpunkt: Sondierung und Bedarfsanalyse

Wie können wir Engagement und Ehrenamt am wirkungsvollsten unterstützen? In welchen Bereichen fehlt es an welchen Kompetenzen und welche Angebote können diese ausgleichen? Welchen Unterstützungsbedarf gibt es bei der Innovationsstärkung, Nachwuchsgewinnung und der Digitalisierung der Organisationen, Vereine und Engagierten? Welche Formate helfen am effektivsten? Wo liegen die Unterschiede in den Flächen- und Verdichtungsräumen? Worin bestehen die besonderen Herausforderungen in den strukturschwachen und ländlichen Räumen und wie kann diesen effektiv begegnet werden. Diesen und vielen weiteren Fragestellungen wird das Kompetenzzentrum auf den Grund gehen und Antworten finden, um die Erkenntnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Hierzu wird die Stiftung begleitende Forschung auf den Weg bringen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf strukturschwachen und ländlichen Räumen; aber auch regional auf dem Gebiet Ostdeutschlands liegen.

Schwerpunkt: Innovation und Digitalisierung in der Zivilgesellschaft

Nachdem die DSEE im Gründungsjahr ein großes Förderprogramm aufgelegt hat, das vielerorts Grundvoraussetzungen für digitale Teilhabe geschaffen und digitale Infrastruktur gestärkt hat, wird sie im Jahr 2021 die Förderung und die Verbreitung digitaler und sozialer Innovationen im Engagement und Ehrenamt beschleunigen. Mit dem Beitritt zum Initiativkreis des Digital Social Summit 2021 ist die DSEE Mitveranstalterin der Leitkonferenz zu Digitalisierung in der Zivilgesellschaft geworden. Darüber hinaus wird die DSEE selbst innovative Programme auflegen, die Engagierte und Ehrenamtliche vernetzt, berät und so zur Verbreitung digitaler und sozialer Innovationen beiträgt sowie den Ressourceneinsatz schonend gestaltet. Auf diese Weise wird verhindert, dass Organisationen das Rad immer wieder neu erfinden und Fehler wiederholen.

Schwerpunkt: Gemeinsam wirken

Das Kompetenzzentrum wird eigene digitale, analoge und hybride Veranstaltungsformate und Räume der Begegnung entwickeln, die über die Sektoren hinweg zielgerichtete Kooperationen und Synergien schaffen wird. So wird gemeinsames Wirken ermöglicht und die knappen Ressourcen, mit denen sich das Engagement und Ehrenamt häufig konfrontiert sieht, sinnvoll gebündelt.

Maßnahmen

Zur Umsetzung dieser Ziele werden wir im Jahr 2021 insbesondere:

  • das Kompetenzzentrum aufbauen, kompetente Mitarbeitende mit Fachexpertise gewinnen und die Infrastruktur schaffen, die hierfür benötigt wird;
  • Regionalkonferenzen zu den o.g. Schwerpunkten durchführen;
  • begleitende Forschung, in Ergänzung zu bereits geförderten Maßnahmen auf den Weg bringen, um damit zu beginnen, das vielfältig in der Zivilgesellschaft und der Forschung vorhandene Wissen zielgruppenspezifisch aufzubereiten und über die Kommunikationsangebote der Stiftung zur Verfügung zu stellen;
  • Kooperationen mit bereits existierenden Einrichtungen, Denkfabriken und Innovationslaboren beginnen, um gezielt vorhandenes Wissen aus anderen Gesellschaftsbereichen für Engagement und Ehrenamt verfügbar zu machen;
  • Förderprogramme, insbesondere mit dem Schwerpunkt Digitalisierung auflegen;
  • virtuelle, analoge und hybride Räume und Veranstaltungen schaffen, in denen gemeinnützige Organisationen sowie weitere Bereiche von Engagement und Ehrenamt Prototypen und soziale Innovationen, unterstützt durch die Stiftung, weiterentwickeln können;
  • damit beginnen, innovative digitale Angebote zu konzipieren, um beispielsweise Förderung mittels Künstlicher Intelligenz (KI), kontinuierlich erweiterbarer Listen von Datensätzen (Blockchain) oder anderen Methoden unbürokratischer für die Zivilgesellschaft zu gestalten.

Ziel

Die Stiftung wird konkrete Maßnahmen unter Zuhilfenahme von Erkenntnissen aus der Forschung umsetzen, die der Stärkung von Strukturen und Förderung von Innovationen vor Ort zu Gute kommen. Dabei soll ein besonderer Fokus auf den strukturschwachen und ländlichen Räumen liegen.

Die Stärkung der Anerkennungskultur, Nachwuchsgewinnung und Innovationsfähigkeit sollen als zentrale Herausforderungen, insbesondere mit Blick auf die Digitalisierung, besondere Aufmerksamkeit genießen.

Schwerpunkt: Nachwuchsgewinnung

Die DSEE wird Unterstützungsformate zur innovativen Nachwuchsgewinnung zur Absicherung von bestehenden Engagement- bzw. Ehrenamtsstrukturen aufsetzen.

Schwerpunkt: Engagiertes Land

Die DSEE wird Innovationen fördern, die eine Basis schaffen, um Engagementstrukturen insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Räumen zu stärken. Die Weiterentwicklung und Absicherung von Engagement- und Ehrenamtsstrukturen sowie die Gewinnung neuer Zielgruppen für das Engagement stehen dabei im Vordergrund.

Angelehnt an das Programm Engagierte Stadt, soll an Orten unter 50.000 Einwohner/innen ein Programm entwickelt werden, um Engagementstrukturen, dort zu etablieren, wo es solche noch nicht gibt. Durch gezielte und wirkungsorientierte Förderung können förderberechtigte Organisationen einen Grundstein legen, um vor Ort gemeinsam mit relevanten Akteuren, wie Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, nachhaltige und tragfähige Lösungen zu etablieren und sich dadurch fit zu machen für zukünftige Herausforderungen.

Maßnahmen

Zur Umsetzung dieser Ziele werden wir im Jahr 2021 insbesondere:

  • den Bereich Strukturstärkung aufbauen, kompetente Mitarbeitende mit Fachexpertise gewinnen und die Infrastruktur schaffen, die hierfür benötigt wird;
  • Erfolgskontrolle (Verwendungsnachweisprüfung) und Auswertung des Förderprogramms „Gemeinsam wirken in Zeiten von Corona“ vornehmen, um daraus passgenaue und bedarfsgerechte Förderprogramme zu entwickeln;
  • das Programm Engagiertes Land konzipieren;
  • die Bedarfe ländlicher und strukturschwacher Räume identifizieren;
  • ein Förderprogramm auflegen, insbesondere mit dem Schwerpunkt innovative Nachwuchsgewinnung.