Hauptamt stärkt Ehrenamt

Zielgruppen aktiv ansprechen

Verwaltungen haben vom ehrenamtlichen Vormund, dem ehrenamtlich Trainer der Sportgemeinschaft bis hin zum Kreisbrandmeister und dem ehrenamtlichen Bürgermeister mit Ehrenamt zu tun. Dabei kommt es ganz wesentlich auf gute Kommunikation an. Denn Ehrenamtsarbeit ist Beziehungsarbeit. Vertrauen, Bindung, ein respektvoller Umgang und eine zielgerichtete Kommunikation sind wesentliche Gelingensfaktoren in der Arbeit mit Ehrenamtlichen und der Gewinnung neuer Engagierter.

Wie führt man diese Kommunikation?

Dafür gibt es eine riesige Palette an Möglichkeiten. Briefe, Zeitungsartikel, Flyer, Social Media Posts, die eigenen Website, Fernsehbeiträge, Apps und Newsletter sind nur einige wenige Varianten. Die Herausforderung ist, die jeweils passende für die jeweilige Zielgruppe zu nutzen. Dafür sollte man sich die Bedürfnisse und Kommunikationsstile der jeweiligen Zielgruppe genauer anschauen. Denn jede hat ihre Besonderheiten. Je passgenauer die Ansprache abgestimmt ist, desto erfolgreicher wird sie.

Esther Ecke
Kommunikationsexpertin

„Eine Persona hilft darüber nachzudenken, wie [ein Ehrenamtlicher] handelt, denkt und was dessen Ziele und Motivationen sind. Dies ermöglicht einen besseren Perspektivwechsel, um […] die Kommunikation zu optimieren.“

Dr. Juliane Rumpf
Kreispräsidentin des Kreises Rendsburg-Eckernförde

„Engagement ist ein tragender Grundpfeiler der Gemeinschaft in unseren Gemeinden. Die Corona-Pandemie war und ist für viele Vereine und Verbände eine große Herausforderung. Die hauptamtliche Unterstützung durch das beim Kreis angebundene Projekt ‚Hauptamt stärkt Ehrenamt’ hat in dieser Zeit wertvolle Hilfe geleistet. Auch die künstlerischen Impulse im Rahmen des Kulturprojekts ‚Trafo II‘ konnten in den ersten teilnehmenden Gemeinden ganz neue Ansätze für ein konstruktives Miteinander aufzeigen und bewirken. Eine Verstetigung der hauptamtlichen Unterstützung des Ehrenamtes ist aufgrund dieser Erfahrungen unbedingt zu begrüßen.“

Markus Ramers
Landrat Kreis Euskirchen

„Der wichtigste Faktor in der Gefahrenabwehr und im Katastrophenschutz ist und bleibt der Mensch. Die technischen Geräte und klassischen Hilfsmittel – egal ob digital oder analog – können noch so ‚smart‘ und ausgefeilt sein, aber ohne einen klugen Kopf sind sie letztlich wertlos. Die Ehrenamtler im Bereich der Gefahrenabwehr und im Katastrophenschutz sind eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Sie sorgen letztlich für unsere Sicherheit! Daher ist die Förderung des Ehrenamtes im ‚Blaulichtbereich‘ eine zentrale Aufgabe jeder Verwaltung, die dort mit hauptamtlichen Strukturen unterstützen muss.“

Siegurd Heinze
Landrat Landkreis Oberspreewald-Lausitz

„In unserer Region haben der Braunkohleausstieg und der damit einhergehende Strukturwandel dazu geführt, dass viele junge Menschen auf der Suche nach einer Berufstätigkeit den Landkreis verlassen haben. Auch bedingt durch den demografischen Wandel ist die Nachwuchsgewinnung im Ehrenamtsbereich zu einer Herausforderung geworden. Wir stellen uns diesem Problem gezielt und generieren Ideen und Lösungen zur Begeisterung der jüngeren Zielgruppen für ehrenamtliches Engagement. Die Arbeit bei Feuerwehr und Katastrophenschutz wird hauptsächlich von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern geleistet. Mit der Produktion eines Virtual-Reality-Filmes in 360° 3D haben wir ein innovatives Projekt gestartet, um das Junge Ehrenamt für Feuerwehr und Katastrophenschutz anzusprechen.“

Ekkehard Krull
1.Vorsitzender des Kreissportverbands Rendsburg-Eckernförde

„Das Ehrenamt ist für mich als Berufstätigen eine besondere Angelegenheit. Gerade in der Vielfalt der Aufgaben als ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreissportverbandes Rendsburg-Eckernförde. Die umfangreiche, ehrenamtliche Sportarbeit für ca. dreihundert Sportvereine im Kreis ist nur durch die permanente Unterstützung der hauptamtlichen Geschäftsstelle des Sportverbandes zu schaffen. Allerdings sind die vielfältigen Zukunftsprojekte des Sports aus den bekannten Sportentwicklungsplänen von Kreis und Sportland Schleswig-Holstein und deren Umsetzung eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Diese Zukunftsprojekte des Sports sind vielfach Querschnittsaufgaben und haben Berührungspunkte in Kindergärten, Schulen, Seniorenbereich, Gesundheitsbereich, in der Integration von Flüchtlingen oder von Menschen mit Behinderung. Hier muss eine selbständige, verstetigte Mitarbeit aus der Kreisverwaltung, z.B. inform eines Sportkoordinators, das Ehrenamt für die erfolgreiche Projektumsetzung mit unterstützen, etwa was die Beschleunigung von Kommunikation, Information und Vernetzung der Fachbereiche untereinander angeht. Nur so kann es gelingen, eine Ausgewogenheit von Arbeit und Freude für das Ehrenamt zu organisieren und zu gestalten, mit der Motivation zum ‚Spaß im Ehrenamt‘.“

Karina Dörk
Landrätin Landkreis Uckermark

„Das ehrenamtliche Engagement steht insbesondere in ländlichen Regionen wie der Uckermark vor großen Herausforderungen. Deshalb messen wir der Förderung und Unterstützung bei der Nachwuchsfindung und -ausbildung für Vereine und Initiativen eine besondere Bedeutung bei. Stellvertretend für verschiedene weitere Projekte möchte ich den Feuerwehrunterricht an weiterführenden Schulen nennen, den der Landkreis Uckermark finanziell fördert. Ein anderes Beispiel ist die Ausschreibung und Verleihung eines Umweltschutzpreises für Kinder und Jugendliche.“

Cornelia Weigand
Landrätin Landkreis Ahrweiler

„Das ehrenamtliche Engagement in der Gesellschaft hat sich insgesamt gewandelt. Menschen engagieren sich zunehmend punktuell für ein bestimmtes Ziel oder für die Realisierung bestimmter Projekte. Auch der demografische Wandel, Krisen wie Corona, der Ukrainekrieg und bei uns speziell die Flutkatastrophe stellen die Vereine vor große Herausforderungen. ‚Weitermachen! Kreis Ahrweiler’ legt den Fokus daher auf eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Vereine, um sie fit für die nächste Generation zu machen. Ziel ist es, junge, motivierte Nachwuchstalente für die Gestaltung der Zukunft des Kreises Ahrweiler zu gewinnen.“

Stefan Metzdorf
Landrat Landkreis Trier-Saarburg

„Eine Unterstützung für ehrenamtliche Ortsbürgermeisterinnen und -bürgermeister ist nötig und sinnvoll. Das hat das Projekt gezeigt. Denn: Kommunale Selbstverwaltung ist die Basis für eine funktionierende Gesellschaft. Wer weiß besser, was vor Ort zu tun ist, wer ist Kümmerer und Ansprechperson in der Gemeinde? Gleichzeitig jedoch wächst die Verantwortung im kommunalen Ehrenamt enorm. Genau darum will der Landkreis Trier-Saarburg gemeinsam mit den Verbandsgemeinden eine zukunftsfähige und verstetigte Struktur erarbeiten, um die ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterinnen und -bürgermeister zu stärken.“

Stefan Sternberg
Landrat Ludwigslust-Parchim

„Die Ansprache von Engagierten über digitale Kanäle, was für viele vor der Corona-Pandemie unvorstellbar war, ist mittlerweile für die meisten Realität. Dabei zeigt sich sehr deutlich, dass nur eine zielgruppenorientierte Ansprache wirklich nachhaltige Ergebnisse erzielt.“

Lothar Wölfle
Landrat Bodenseekreis

„Ehrenamtliches Engagement ist das soziale Rückgrat einer Gesellschaft, im Bodenseekreis haben wir glücklicherweise eine besonders lebendige Vereins- und Ehrenamtskultur. Egal ob Musikverein, Sport- oder Naturschutzverein: Die hier aktiven Menschen prägen das gesellschaftliche Miteinander im Landkreis. Deshalb war es eine schöne und süße Überraschung, die ehrenamtlich Engagierte im letzten Jahr von unserer Projektstelle ‚Hauptamt stärkt Ehrenamt‘ bekommen haben. Die Mitarbeiterinnen haben zum Tag des Ehrenamtes als Dankeschön insgesamt 1.000 Tafeln Schokolade verschickt und so zahlreichen Menschen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Die Rückmeldungen waren überwältigend: Zahlreiche Dankesschreiben per E-Mail oder Brief und Anrufe gingen bei uns ein. Diese Resonanz hat verdeutlicht, wie wichtig Anerkennung von offizieller Seite für die Motivation von Ehrenamtlichen ist. Ganz nebenbei hat die Aktion die wertvolle Anlaufstelle für Hilfestellungen und Fragen rund ums Ehrenamt noch bekannter gemacht, sodass die Aktion auch nachhaltig wirken wird."

Julian Schneider
Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Sankt Wendeler Land mbH

„Ehrenamtliches Engagement ist ein wesentlicher Standortfaktor, der den ländlichen Raum sozial vernetzt, kulturell bereichert und die regionale Wertschöpfung stärkt. Eine verlässliche, attraktive und zielgerichtete Ansprache der ehrenamtlich Engagierten ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um Menschen weiterhin für das Ehrenamt zu begeistern. Im digitalen Zeitalter hat die Onlineansprache der Ehrenamtlichen an Bedeutung gewonnen und ergänzt damit den persönlichen Kontakt vor Ort. Webplattformen, soziale Medien, Apps – die digitalen Angebote bieten vielfältige Chancen in der Aktivierung und Information der Bürgerschaft.“

Christiane Schmidt-Rose
Landrätin Landkreis Weimarer Land

„Unsere Aktiven im Ehrenamt sind ähnlich wie ihre Tätigkeiten unterschiedlichster Natur. Obwohl sie so verschieden sind, bestehen oft dieselben Hürden und Probleme. Umso wichtiger ist es, dass über hauptamtliche Strukturen entsprechende Unterstützungsangebote vorgehalten werden. Um diese passgenau zu entwickeln und zu kommunizieren, müssen Menschen mit Menschen reden. Das Hauptamt muss das Ehrenamt ansprechen. Dabei ist es entscheidend, die richtige Methode für die jeweilige Zielgruppe zu finden.“

Michael Stickeln
Landrat Kreis Höxter

„Das Ehrenamt macht unsere Dörfer und Städte lebens- und liebenswert. Um die ehrenamtlich Engagierten kennenzulernen und noch weitere Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen, sind ein enger Draht und eine aktive Ansprache sehr wichtig. So können Menschen von den Vorteilen eines Ehrenamtes überzeugt werden: etwa der Ausgleich zum Job, die Abwechslung im Ruhestand oder aber die Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln und dabei einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten.“

Die Ansprache von Ehrenamtlichen verfolgt in der Regel zwei Ziele – a) die Gewinnung von neuen Engagierten und b) die Unterstützung und Begleitung von bereits ehrenamtlich Aktiven.

a)   Neue Engagierte gewinnen

Um die Ansprache zielgerichtet zu gestalten, kann auf eine Vorgehensweise aus dem Marketing-Bereich zurückgegriffen werden. Dafür werden sogenannte Personas erstellt, die fiktive Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppen mit jeweils spezifischen Charakteristika und Bedürfnissen verkörpern. Das hilft bei der Wahl der Ansprache und des Kanals, über den kommuniziert werden soll.

Zielgruppenbestimmung

·      Welche Personen werden gesucht?

Erstellen einer Persona

 Zuständigkeit und Einbindung von Partnern      

  • Wer (in der Kreisverwaltung) kann die potenziellen Ehrenamtlichen ansprechen?
  • Gibt es unterschiedliche Ansprechpartner für spezielle Ehrenamtsbereiche?
  • Ist es sinnvoll, mit Verbänden vor Ort zusammenzuarbeiten?

Art der Ansprache

  • Wann? Wie? Mit welchem Ziel?
  • Welches Medium eignet sich für eine direkte Ansprache?

Reflexion

  • Hat die Anspracheart zur Zielgruppe gepasst? Gibt es konkrete Rückmeldungen?

b)   Ehrenamtlich Aktive einbinden

Was sind die Bedürfnisse der Ehrenamtlichen? Auf jeden Fall eine kontinuierliche Kommunikation auf Augenhöhe zu genau den Themen, die sie in ihrem Ehrenamt bewegen. Grundsätzlich können Kreisverwaltungen in unterschiedlichen Formen Organisationen und ehrenamtlich Engagierte begleiten und unterstützen.

Dazu gehören:

Informations- und Wissensvermittlung:

·      Relevante Informationen z.B. über Veranstaltungen oder persönliche Beratungen können am einfachsten auf digitalem Wege (z.B. Newsletter oder Webseite, Soziale Medien) geteilt werden. Auch Seminare und Qualifizierungen zur Weiterbildung von Engagierten bieten sich an.

Vernetzung:

  • Die Kreisverwaltung kann über die engagementfördernde Stelle zum Initiator von Engagement-Stammtischen werden, um den Ehrenamtlichen einen (fachlichen) Austausch zu ermöglichen.

Anerkennung und Würdigung

  • Wertschätzung für Engagement und Ehrenamt kann beispielsweise über Auszeichnungsveranstaltungen auf Landkreisebene, öffentlichkeitswirksame Darstellungen der ehrenamtlichen Tätigkeiten in Presseberichten, Ausstellungen, Posts in den Sozialen Medien oder Podcasts erfolgen.

Der Köder muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler. Dieses Grundprinzip erfolgreicher Kommunikation sollte man im Hinterkopf haben, wenn man die Botschaft, die Art der Ansprache und das Medium/der Kanal zur Übertragung auswählt.

Für die reichweitenstarke allgemeine Ansprache:

  • Ein Brief ist in seiner Tonalität und Botschaft eher formell. Die Kommunikation läuft einseitig vom Sender zum Empfänger.
  • Newsletter haben eine hohe Reichweite, erfordern gut gepflegte Adressdateien und ein tool zum Versand.
  • Banner, Flyer, Plakate oder passende Give aways lassen sich als Kommunikationsmittel gut auf Veranstaltungen einsetzen.
  • Für die nachhaltige digitale Information eignen sich gut auffindbare Rubriken auf der Landkreis-Webseite.
  • Social Media Posts sind schnell, direkt, teilbar und erreichen auch junge Zielgruppen, Zu prüfen sind hier insbesondere die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen.
  • Presseberichte sind tagesaktuell, reichweitenstark und erreichen eher die „ältere“ Zielgruppe der Zeitungsleser.

Für manches Kommunikationsziel mag ein Kanal reichen, erfolgversprechender aber für die breite Zielgruppenansprache ist eine Kombination verschiedener Kanäle.

↓ Die Auswahl der geeigneten Ansprache – mögliche Bewertungs- und Orientierungskriterien (PDF)

Für die persönliche Ansprache über Veranstaltungen

  • Netzwerktreffen fördern einen persönlichen, ungezwungenen Austausch.
  • Beratungen – sowohl analog als auch digital – lösen manche Herausforderungen gemeinnütziger Organisationen direkt im Gespräch über die Vermittlung kostenloser Hilfsangebote (Seminare, fachliche Beratungen, etc.)
  • Der „Kollegiale Austausch“ von Verein zu Verein ermöglicht das Lernen voneinander. Auf diese Weise muss das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden und gute Beispiele machen Schule.
  • Digitale Info-Treffen zu nachgefragten Themen laden Engagierte zu gezieltem Austausch.

➜ Beispiele aus der Praxis

Zuständigkeit

Die Aufgabe der Gewinnung Ehrenamtlicher liegt im Kreis Rendsburg-Eckernförde im Wesentlichen nicht beim Kreis selbst, sondern bei den Organisationen, bei denen das jeweilige Ehrenamt vertreten ist. Der Kreis Rendsburg- Eckernförde unterstützt die Akquisition von Ehrenamtlichen in Vereinen und Verbänden durch Informationsveranstaltungen. Nur in äußerst seltenen Fällen ist der Kreis selbst für die Gewinnung Ehrenamtlicher zuständig, wie zuletzt für den Zensus 2022.

Im Beispielprojekt geht es um Ehrenamtliche, die als Vorlese-Omas oder Opas an Offenen Ganztagsschulen (OGS) eingesetzt werden. Zuständig für die Gewinnung dieser Ehrenamtlichen sind die Träger der jeweiligen Offenen Ganztagsschulen. Das sind in der Stadt Rendsburg die operativen Partner im Projekt „De Kloormokers“, die Brücke Rendsburg-Eckernförde e.V. und die Diakonisches Werk des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde gGmbH.

Art des Ehrenamtes

Vorlese-Omas oder -Opas stehen einer OGS an einem oder mehreren Nachmittagen in der Woche für ein bis zwei Stunden zur Verfügung. Sie lesen den Kindern Geschichten wie Märchen, Kindererzählungen oder auch Kindernachrichten in Absprache mit der Leitung der OGS vor. Die Geschichten sollen von den Ehrenamtlichen selbst ausgesucht und in Eigenverantwortung vorgetragen werden. Wie bei allen Personen, die mit Kindern im öffentlichen Raum arbeiten, müssen ein erweitertes Führungszeugnis und gegebenenfalls ein Gesundheitszeugnis beigebracht werden.

Zielgruppenbestimmung

Alter, Geschlecht und Familienstand spielen für den Einsatz als Vorlese-Oma oder -Opa keine Rolle. Entscheidend ist einzig die Persönlichkeit, die in der Lage sein soll, mit Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren umzugehen. Dabei liegt der Schwerpunkt sicherlich eher bei den jüngeren Kindern zwischen sechs und acht Jahren. Beruf und Einkommen sind grundsätzlich irrelevant für den Einsatz, jedoch muss die Arbeitssituation einen Einsatz am Nachmittag zwischen 14 und 17 Uhr ermöglichen. Damit wird eine erfolgreiche Akquisition im Wesentlichen bei Teilzeitbeschäftigten, Rentnerinnen und Pensionären oder Nicht-Erwerbstätigen zu erwarten sein. Der Wohnort soll eine leichte Anfahrt ermöglichen, möglichst sogar in fußläufiger Nähe zum Einsatzort liegen.

Die potenziellen Ehrenamtlichen sollen sich für die Unterstützung von Kindern einsetzen. Sie sollen sich mit Kindererziehung auseinandergesetzt haben und für die Einhaltung von Regeln stehen. Die Ehrenamtlichen sollen Interesse an Texten und Büchern haben und gerne lesen und insbesondere gerne laut lesen. Der Bekanntenkreis sollte nicht unbedingt im Umfeld der Kinder liegen, denen vorgelesen werden soll. Allerdings spielt das keine entscheidende Rolle, da die direkte Bekanntschaft mit einem der Kinder auch einen guten direkten Zugang zur Gruppe bedeuten kann. Bestehendes ehrenamtliches Engagement beispielsweise in der Kinder- und Jugendarbeit oder im Vereinssport oder in Elternbeiräten ist ein guter Indikator dafür, dass das notwendige Interesse am Gemeinwohl und der guten Entwicklung der Kinder besteht.

Ansprache

Rendsburg ist Kulturstadt und der Kreis Rendsburg-Eckernförde legt besonderen Wert auf kulturelle Veranstaltungen und die Unterstützung des Kulturtransfers aus den städtischen Gebieten und den dort ansässigen Kulturinstitutionen wie Landestheater, nordkolleg (Musikakademie des Landes Schleswig-Holstein), Landesmuseen und anderen in den ländlichen Raum. Daher gibt es immer wieder Lesungen mit verschiedensten Autoren. An diesen Lesungen nehmen im Wesentlichen literaturaffine Personen teil, die genau dem Anforderungsprofil entsprechen. Daher sind diese Lesungen geeignete Veranstaltungen, um Teilnehmer persönlich auf das ehrenamtliche Angebot anzusprechen und für einen ehrenamtlichen Einsatz zu werben.

Reflexion

Die Reaktionen sowohl der angesprochenen Kultureinrichtungen und Buchläden als auch der Zuspruch aus dem Publikum waren vielversprechend. Eine dauerhafte Zusammenarbeit mit den so gewonnenen Interessenten wird sich jetzt, nachdem die Einschränkungen der Pandemie überwunden sind, etablieren und liegt dann im nachfolgend beschriebenen Bereich der Begleitung und Unterstützung.

Zuständigkeit

Die Werbung neuer Mitglieder läuft in aller Regel über die Löschgruppen der Feuerwehren selbst. Die „Ehrensache. Ehrenamtsagentur Kreis Euskirchen“ unterstützt die Feuerwehren seit 2020 bei der Nachwuchsgewinnung in unterschiedlichen Bereichen. Sie stehen hierbei in enger Abstimmung mit dem Kreisfeuerwehrverband und dem Kreisbrandmeister.

Art des Ehrenamts

Die Freiwillige Feuerwehr ist eines der wichtigsten Ehrenämter unserer Gesellschaft. Sie gewährleistet, insbesondere in ländlichen Gebieten, den Brandschutz und ist ein wesentlicher Bestandteil der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr.

Zielgruppenbestimmung

Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr kann man in der Regel ab 18 Jahren werden. Für begeisterte Kinder und Jugendliche gibt es in einigen Kommunen bereits Kinder- und Jugendfeuerwehren, in denen sie altersgemäß an die Aufgaben der Feuerwehr herangeführt werden.

Ansprache

In Nordrhein-Westfalen sind die Gemeinden Träger der Feuerwehren. Die Kreise besitzen in der Regel keine eigenen Löschzüge, sodass die Ansprache an die jeweiligen Feuerwehren in erster Linie über die gemeindlichen Hauptverwaltungsbeamten erfolgt. Aufgrund der verheerenden Flutkatastrophe im Juli 2021 im Kreisgebiet Euskirchen ergab sich eine besondere und neue Art der Ansprache. Erstmals wurde über Anzeigenschaltung in diversen Medien der Feuerwehr ein Dank ausgesprochen. Darüber hinaus konnten mit diesen Anzeigen Nachwuchskräfte sichtbar gemacht und zudem neue Mitglieder für die jeweiligen Löschgruppen gewonnen werden.

Zuständigkeit

Die Werbung engagierter Menschen mit Behinderung erfolgt in erster Linie über die Einrichtungen der Eingliederungshilfe und über qualifiziertes Fachpersonal. Die „Ehrensache. Ehrenamtsagentur Kreis Euskirchen“ kooperiert seit 2020 mit den Nordeifelwerkstätten und unterstützt das Angebot, mehr Menschen mit Behinderung in ehrenamtliche Tätigkeitsfelder zu integrieren.

Art des Ehrenamts

Im Sinne des im Bundesteilhabegesetz verankerten Inklusionsgedankens gilt es, Menschen mit Behinderung in sämtliche Bereiche ehrenamtlicher Tätigkeit mit einzubeziehen.

Zielgruppenbestimmung

Die Gewinnung neuer Engagierter bezieht sich hier in erster Linie auf Menschen, die langfristige Beeinträchtigungen haben, die sie an einer gleichberechtigten Teilhabe in der Gesellschaft hindern. Zeitgleich muss aber auch die andere Seite in den Blick genommen werden: Vereine müssen zur Vielfalt ermuntert und für den Teilhabegedanken sensibilisiert werden, sodass sich Menschen mit Behinderung barrierefrei engagieren können.

Ansprache

Im ersten Schritt stehen alle Angebote der „Ehrensache. Ehrenamtsagentur Kreis Euskirchen“ auch in Leichter Sprache zur Verfügung, sodass ein barrierefreier Zugang hierzu gewährleistet ist. In Kooperation mit qualifiziertem Fachpersonal veranstaltete die „Ehrensache.“ zudem eine Online-Seminarreihe, die sich besonders an die Vereinsseite richtet und vermittelt, wie ein attraktives Umfeld für Menschen mit Behinderung im Engagement gestaltet werden kann.

Zuständigkeit

Der Bodenseekreis verfolgt als Teilprojekt die Förderung des jungen Engagements durch Weiterbildungen und Förderung von Jugendprojekten.

Zielgruppenbestimmung

In einer Teilnehmeranalyse der Weiterbildungsangebote sowie der eigenen Datenbank fiel auf, dass nur sehr wenige junge Menschen bis 27 Jahre vertreten waren. Sie wurden durch die bisherigen Werbemaßnahmen (Newsletter, Printmedien, Social Media des Landratsamts) scheinbar nicht erreicht. Für die Ansprache junger Leute musste deshalb eine neue Methode gefunden werden. Um diese Ansprache möglichst zielgruppengerecht zu gestalten, wurde von den Projektkoordinatorinnen eine Persona erstellt.

Die Persona sah einen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren vor. Der Wohn- und Engagementort sollte der Bodenseekreis sein. Dabei war unerheblich, ob sich die jungen Menschen bereits engagieren oder ein Engagement in naher Zukunft planen. Wichtig war aber, dass sie sich für Themen rund um das Ehrenamt interessieren. Das Geschlecht, der Familienstand sowie die Berufssituation spielten keine Rolle. Die Hobbys und Interessen sollten sich mit einem Engagement vereinbaren lassen.

Ansprache

Nach der Definition der Zielgruppe anhand der Erstellung einer Persona entschieden sich die Projektkoordinatorinnen, kostenpflichtige Social-Media-Werbung einzusetzen. Diese Werbung hat gegenüber den Posts in sozialen Netzwerken den Vorteil, dass sie auch Leuten angezeigt wird, die den Kanal des Landratsamtes nicht abonniert haben. Mithilfe des sogenannten Targeting, also der Eingrenzung und Erreichung von Zielgruppen in Sozialen Medien, kann eingestellt werden, welcher Zielgruppe diese Werbung angezeigt wird. Im Fall des Bodenseekreises wurden die Merkmale der Persona auf die Einstellungen der Social-Media-Werbung übertragen. Die Werbung wurde somit Menschen angezeigt, die zwischen 16 und 30 Jahre alt sind, im Bodenseekreis wohnen und die Schlagwörter „Engagement“ und „Ehrenamt“ nutzen.

Ein weiterer Vorteil der kostenpflichtigen Social-Media-Werbung ist die Möglichkeit der Auswertung. Die Analyse zeigt, wer sich die Werbung auf welcher Art von Endgerät ansieht und wie viele Menschen auf den Link für weitere Informationen oder zur Anmeldung klicken.

Reflexion

Bei der Zielgruppenansprache mithilfe einer Persona müssen die gewählten Parameter immer wieder reflektiert werden, um die Zielgruppe komplett zu erfassen. Diese Analyse unterstützte die Projektkoordinatorinnen dabei, die Persona und das Targeting im Verlauf des Projekts anzupassen. So wurde etwa die Altersgrenze nachgebessert, da deutlich wurde, dass Projekte häufig von Jugendleitern initiiert werden, die oftmals älter als dreißig Jahre sind. Auch die Eingrenzung über bestimmte Schlagworte wurde zugunsten eines breiteren Publikums aufgegeben. Letztlich konnte durch die Analyse der Zielgruppe und das passgenaue Schalten von Social-Media-Werbung ein deutlicher Anstieg bei den Förderanfragen für Jugendprojekte erreicht werden.

Zuständigkeit

Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz wird der Brand- und Katastrophenschutz fast ausschließlich mit ehrenamtlichen Angehörigen der Feuerwehren sowie Helfern des Katastrophenschutzes gewährleistet. Der Landkreis unterhält für die Freiwilligen Feuerwehren aus den elf Kommunen ein technisches Zentrum für den Feuerwehr- und Katastrophenschutz. Hier koordinieren die hauptamtlichen Mitarbeiter den gesamten Aufgabenbereich aus Brand-, Katastrophen-, Zivilschutz sowie den dazu gehörenden Technikbereich. Diesem Sachgebiet obliegen im Wesentlichen die Gewinnung und Ausbildung von neuen Mitgliedern und des Nachwuchses. Die Stärkung der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes sind bedingt durch den demografischen Wandel im Landkreis ein überaus wichtiges Thema. Nur mit Augenmerk auf die derzeitige Situation kann man gewährleisten, auch in Zukunft die erforderlichen Grundlagen für die Sicherheit und den Schutz der Menschen zu haben. Bereits zu Beginn der Projektzeit „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ im Jahr 2020 hatte man mit den Verantwortlichen aus dem Sachgebiet Brand- und Katastrophenschutz eine Arbeitsgruppe gebildet, um gemeinsam Lösungen bzw. Projektideen zur Nachwuchsgewinnung zu finden.

Art des Ehrenamtes

Ob beim Hausbrand, Sturm, Hochwasser oder Verkehrsunfall – freiwillige Helfer verschiedener Hilfsorganisationen sind zur Stelle, um Menschen aus Gefahrensituationen zu befreien, zu retten oder danach zu versorgen. Ohne sie ist Bevölkerungsschutz undenkbar. Unter diesem Motto startete man das Projekt „Ohne Helfer keine Hilfe“.

Zielgruppenbestimmung

Man wollte die Menschen für dieses Thema sensibilisieren, ihnen die Wichtigkeit und gesellschaftliche Relevanz zur Stärkung der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes nahe bringen. Insbesondere die Zielgruppe der Jugendlichen wollte man erreichen. Egal ob technik- oder medizinbegeistert oder sozial engagiert – jede helfende Hand kann zukünftig wichtig werden. Die Kinder und Jugendlichen, die heute das Einmaleins im Bevölkerungsschutz erlernen, werden morgen die Helfer in der Not sein.

Ansprache

Aber wie erreicht man erfolgreich diese Zielgruppe? Mit der Produktion eines Virtual-Reality-Filmes in 360° 3D haben hat man ein modernes digitales Medium geschaffen, das noch nicht alltäglich ist und mit dem man genau diese Zielgruppe begeistern kann. Das Drehbuch dieses Filmes wurde gezielt zur Ansprache junger Leuten geschrieben:

Jugendliche feiern an einem verbotenen Ort eine illegale Party, tanzen zur Musik, feiern das Beisammensein und plötzlich passiert etwas Unvorhergesehenes – es entsteht Panik, es gibt Verletzte. Interessierten und potenziellen Ehrenamtlern wird vor Augen geführt, wie die Einheiten der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes infolge die Gefahrensituation betreuen, wie sie im Ernstfall verlässlich zusammenarbeiten. Es wurden realistische Szenen nachgestellt, die der Betrachter hautnah miterlebt, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, ohne wirklich dabei zu sein.

Um bundesweit allen Akteuren im Ehrenamt bei der Feuerwehr und beim Katastrophenschutz die Möglichkeit zu geben, mit diesem Medium erfolgreich die Bewerbung von jungen Ehrenamtlichen zu unterstützen, hat man den Film „Ohne Helfer keine Hilfe“ online gestellt:

Dass man den Film mittels Virtual-Reality-Brillen anschauen kann, beeindruckt umso mehr, denn das Medium ist ein Erlebnis für die Sinne. Man befindet sich in einer scheinbaren Welt, in einer interaktiven, virtuellen Umgebung. Die VR-Brillen sind flexibel einsetzbar und so kann der Film gezielt auf Veranstaltungen oder Projekttagen in Schulen zur Mitgliedergewinnung und Würdigung des Engagements im Bevölkerungsschutz gezeigt werden.

➚ Video: Ohne Helfer keine Hilfe! (360° 8K 3D) – Ehrenamt in Feuerwehr und Katastrophenschutz

Zuständigkeit

Die Kurse der Ehrenamtsschule werden im Landkreis Ahrweiler von den Projektkoordinatoren in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Ahrweiler angeboten.

Ansprache

Die Qualität der Vereinsarbeit und des ehrenamtlichen Engagements hängt von den Menschen ab, die in Schlüsselfunktionen ehrenamtlich tätig sind. Diese ehrenamtlichen Funktionsträger bestmöglich zu begleiten, erfordert unterstützende und praxisorientierte Lern- und Weiterbildungsangebote. Ziel ist es, junge, motivierte Nachwuchstalente für die Gestaltung der Zukunft des Landkreises zu gewinnen.

Das kostenlose Angebot der neu gegründeten Ehrenamtsschule wendet sich an alle jungen Vereinsverantwortlichen im Landkreis und an junge Engagierte, die mit dem Gedanken spielen, ein Vorstandsamt zu übernehmen. Ziel der Ehrenamtsschule ist es, das „Einmaleins“ für die Leitung von Vereinen zu vermitteln. In unterschiedlichen Modulen wird praxisorientiertes Wissen in Vorträgen und Workshops vermittelt, z.B. zu den Themenfeldern Vereinsrecht, Finanzen und Steuern, Organisation, Versicherungen, Verwaltung und Datenschutz. Darüber hinaus werden Führungsfähigkeit, Motivation, Konfliktmanagement, Behördengespräche, Fördermöglichkeiten und Antragstellung, Mitgliederwerbung oder Dorfökologie im Hinblick auf den Klimawandel und zeitgemäße Marketingmaßnahmen intensiv behandelt. Als Referenten stehen erfahrene Vereinsverantwortliche, Berater von Behörden, Vertreter von Spitzenverbänden der Vereine und Fachdozenten zur Verfügung.

Es ist möglich, nur an einzelnen Modulen teilzunehmen. Der Besuch aller vier Module schließt mit der Vergabe des Qualitätssiegels „Weitermachen!“ für den Verein ab, dessen Gültigkeitsdauer fünf Jahre beträgt. Mit der Verleihung dieses Zertifikates wird gleichzeitig die Wertschätzung gegenüber den vereinsverwaltenden Funktionsträgern zum Ausdruck gebracht und die Qualität der Vereinsarbeit gesichert und weiterentwickelt.

Reflexion

Die Ehrenamtsschule ist bereits bei erstmaliger Durchführung zu einem Erfolgsrezept geworden und hat im Landkreis Ahrweiler eine lange Warteliste. Das zeigt ein großes Weiterbildungsinteresse und den großen Bedarf an Qualifizierung bei jungen, engagierten Bürgern. Außerdem zeigt es, dass die Ansprache junger Engagierter zur Unterstützung und Begleitung sehr erfolgreich ist.

Zuständigkeit

Der Landkreis Trier-Saarburg spricht in seinem Teilprojekt vor Ort mit den ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeistern eine bestimmte Gruppe des politischen Ehrenamtes an. In der Projektlaufzeit wurde erprobt, wie eine bei der Kreisverwaltung angesiedelte hauptamtliche Unterstützungsstruktur die ehrenamtlichen Ortsbürgermeistern durch Beratung, Information, Qualifizierung und Vernetzung im Themenschwerpunkt des demografischen Wandels begleiten und unterstützen kann.

Der Themenschwerpunkt des demografischen Wandels wurde aus zwei Gründen gewählt:

  1. Fehlende strukturierte und umfassende Begleitung der ehrenamtlichen Ortsbürgermeister im Kontext des demografischen Wandels.
    Vor Projektbeginn gab es im Landkreis Trier-Saarburg keine strukturierte und umfassende Begleitung dieses wichtigen Ehrenamtes im Kontext des demografischen Wandels. Dabei stellt gerade diese gesellschaftliche Entwicklung die Kommunen vor große Herausforderungen.
  2. Vermeidung einer Doppelstruktur

Ansprache

Mit dem politischen Ehrenamt der ehrenamtlichen Ortsbürgermeister spricht der Landkreis eine klar definierte und relativ kleine Gruppe an. Im Laufe der Projektlaufzeit wurden verschiedene Formate der Ansprache erprobt:

  • proaktive Ansprache: Die Projektmitarbeiter nahmen mit jeder ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin telefonisch Kontakt auf, um deren Unterstützungsbedarf zu erfragen.
  • Beratung im persönlichen Gespräch: Die Projektmitarbeiter wurden von ehrenamtlichen Ortsbürgermeistern um ein persönliches Gespräch gebeten, in dem das Anliegen oder ein Projekt näher besprochen wurde. Bei weiterem Beratungs- und Unterstützungsbedarf erfolgte eine langfristige Begleitung durch die Projektstelle.
  • Beratung per Mail: Die Ortsbürgermeister haben die Projektstelle auch per Mail zu einem bestimmten Thema mit konkreten Fragen kontaktiert und erhielten schnell und unkompliziert eine Antwort.
  • Newsletter: Dieses digitale Format informierte die Ortsbürgermeister mit immer wechselnden Schwerpunktthemen über mögliche Dorfprojekte oder griff für die Zielgruppe relevante Themen auf.
  • Weiterleitung wichtiger Informationen: Die Projektstelle ist auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene gut vernetzt und erhält im Rahmen dieses Netzwerks viele Informationen, die auch für die Zielgruppe von Interesse sind.
  • Es wurden digitale Informationsveranstaltungen durchgeführt.

Reflexion

Es hat sich gezeigt, dass zwei Faktoren ausschlaggebend sind, wenn das Projekt nach Ende der Projektlaufzeit nicht so weitergeführt werden kann wie ursprünglich vorgesehen:

Bedarf

Das Projekt hat gezeigt, dass die ehrenamtlichen Ortsbürgermeister im Landkreis weitestgehend auf gut funktionierende Dorfgemeinschaften zurückgreifen können. Gemeinsam mit den Menschen in „ihren“ Ortsgemeinden können sie noch viele Maßnahmen und Projekte im Kontext des demografischen Wandels eigenständig umsetzen. Dabei bringt sich jeder Bürger nach seinen Fähigkeiten, Interessen und Neigungen sowie mit seiner zur Verfügung stehenden Zeit ein.

Zeit

Die ehrenamtlich tätigen Ortsbürgermeis­terinnen üben ihr politisches Ehrenamt neben ihrem eigentlichen Teil- oder Vollzeitberuf aus. Dabei nimmt das Alltags- und Kerngeschäft die Zielgruppe stark in Anspruch. Hier gilt es Prioritäten zu setzen. Weitergeleitete Informationen sowie Newsletter zu bestimmten Themen finden in der heutigen Informationsflut oft keine Beachtung.

Gleichwohl kann der Landkreis Trier-Saarburg durch die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sagen, dass eine Unterstützung für ehrenamtliche Ortsbürgermeister nötig und sinnvoll ist. Insbesondere ist dies der Fall, wenn der initiale Kontakt von der Dorfgemeinschaft und den ehrenamtlichen Ortsbürgermeistern ausgeht. Der Landkreis möchte daher gemeinsam mit den Verbandsgemeinden eine zukunftsfähige und verstetigte Struktur erarbeiten, um die ehrenamtlichen Ortsbürgermeister zu stärken.

Neben der Ehrenamtsschule haben die Projektkoordinatoren im Landkreis Ahrweiler weitere innovative und zukunftsweisende Konzepte zur Ehrenamtsförderung etabliert. Bei den Ehrenamt-Senior-Experten handelt es sich um ehemalige Vorstandsmitglieder, die ihre gesammelten Erfahrungen weitergeben, sowie ehemalige Führungskräfte aus Behörden und Spitzenverbänden, die nach einem erfolgreichen Berufsleben aus der aktiven Tätigkeit ausgeschieden sind und ihr dort erworbenes Fachwissen zur Verfügung stellen (z.B. in rechtlichen und finanziellen Fragen). Dazu kommen junge Spezialteams für bestimmte Bereiche wie Social Media. Junge Vereinsverantwortliche brauchen praktische Beratung, Mentoring und Hilfestellung, wenn sie ein Vorstandsamt übernehmen. Die ehrenamtlich tätigen Senior-Experten kümmern sich, coachen und geben wertvolle Tipps für die alltäglichen Herausforderungen im Verein.

Das Kommunikations- und Vermittlungsportal „MeinBeitrag“ bietet als moderne App eine ideale Ergänzung für junge und zeitgemäße Vorstandsarbeit. Mit seinem Portal unterstützt „MeinBeitrag“ Freiwillige im Landkreis Ahrweiler, ihre Ideen und Zuarbeit anzubieten und das passende ehrenamtliche Engagement zu finden. Darüber hinaus hilft es Vereinen, den passenden Helfer für ihre Veranstaltungen und Projekte zu finden. Über die Funktion „SUCHE und BIETE“ können Vereine und Freiwillige direkt miteinander in Kontakt treten. Da oftmals die Arbeitskraft im Verein bei einigen wenigen Vereinsmitgliedern angesiedelt ist und die personellen Ressourcen fehlen, können sich auch Bürger einbringen, die sich nur auf Zeit und punktuell engagieren möchten (fluides Engagement). Die App „MeinBeitrag“ ist bewusst individuell für den Landkreis Ahrweiler programmiert worden. Sie bietet auf den Landkreis angepasste Features, ist dabei sehr bedienerfreundlich, in höchstem Maße flexibel und sehr übersichtlich gehalten. Weiterer Vorteil ist eine kostengünstige Pflege, da sich der Landkreis selbst darum kümmert.

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